Teilstück des Europ. Fernwanderweges E 10 von Nordfinnland nach Tarifa in Südspanien über 2880 km     

 

...Rügen ... Kottmar - Walddorf - ehem. Gasthaus Ameise - Neugersdorf (Spreequelle am Volksbad) – Dreiecker - Kreuzung mit der Alten Rumburger Straße - Wirtschaftseingang KiEZ Querxenland – Waldbad Silberteich - Seifhennersdorf – Varnsdorf (CZ)…Böhmerwald - Südtirol - Nizza - Valencia...

 

                                                           

                                                                                                               Infotafel an der Karasekschenke GeoSN, dl-de/by-2-0,

 

Der Weg heißt im Bereich unserer westlichen Ortsflurgrenze nicht umsonst Dreieckerweg, denn es stehen hier alte Grenzsteine, die z.B. eine dreiseitige Prismenform haben. Die Zeugen vergangener Zeit sind in jedem Fall ein Stück Kulturgeschichte und haben uns einiges zu erzählen.

Wenn wir von Neugersdorf her die Neuwalder Straße hinauf gehen, stoßen nach dem letzten Anwesen vor dem Wald die Ortsflurgrenzen von Altgersdorf, Neugersdorf und Oberleutersdorf zusammen. Hier stand einst ein Dreieckerstein, der im Meilenblatt von 1805 eingezeichnet ist. Es ist unklar, ob er in dem einst feuchten Gebiet, das man die „Schilfpfütze“ nannte, versunken ist oder anderweitig abhanden kam.

Wenn wir nun weiter wandern, sehen wir bald rechts ein Schild mit der Aufschrift Dreieckerstein vor der Brücke. Trotz erheblicher Bauarbeiten zur Umgehungsstraße von Neugersdorf, die in dem Gebiet 1999 stattfanden, steht er exakt an dem Punkt wie zuvor. „Am Dreiecker“ wurde diese Stelle genannt und schön gestaltet mit einer Bank und einem Hinweisschild. Oft wird der Stein falsch oder gar nicht gedeutet. Auf dem sächsischen Meilenblatt ist er als „Wechselstein“ eingetragen. Er stand zuvor am Waldrand genau da, wo rechts die Straße abbog und links sowie geradeaus Wege in den Stadtwald von Neugersdorf führten.

                                                             Situation 1996

 

Unser Stein, den wir heute Dreiecker nennen ist von 1734 und hat die Aufschriften:

HOL für Herrschaft Oberleutersdorf (gehörte nicht zur Enklave)

HLS für Herrschaft Liechtenstein (besaß das Gebiet Neugersdorf)

SR für Stadt Rumburg (Gemeindebusch der Stadt Rumburg, getauschtes Waldstück von Neugersdorf, wurde später zum Streitobjekt)

 

Eigentlich müsste hier eine vierte Richtung, nämlich nochmals die Herrschaft Liechtenstein in Rumburg, angezeigt werden (diagonal in die ehemalige Enklave nach Niederleutersdorf hinein zeigend). Ein zweiter Stein in der unmittelbaren Nähe wäre also hier nicht unlogisch gewesen. Natürlich zeigt dieser Stein aus Granit uns auch die alte Grenze der böhmischen Enklave an, die hier den Knick von der Ost-West- nach der Nord-Süd-Richtung macht.

                                                                    

                                                                                                                                                                                                                                                                                      S 148 (Foto von 2005)

Der Dreieckerweg ist deshalb auch ein uralter Grenzweg. Der frühere Rain wurde einst von den Neugersdorfern so benannt. Wegen des Kaufs und Ausbaus eines Wochenendgrunstückes wurde die Wegeführung 1988 im Bereich südlich der heutigen Brücke leicht verändert.

Schon 1657 wurde er von einer Grenzkommission als Weg empfohlen. Er bildet noch heute die Westgrenze der Leutersdorfer Ortsflur und war bis 1994 die Kreisgrenze Löbau-Zittau, denn Neugersdorf gehörte zum Kreis Löbau. Zu Enklavenzeiten war am Dreiecker also ein Grenzübergang, denn damals führten örtlich wichtige Handelswege hier entlang. Kontrollen fanden besonders nach Inkrafttreten des Deutschen Zollvereins 1834 statt. Der Altgersdorfer Weg (eine Verbindung von Altgersdorf nach Seifhennersdorf/Harthe zweigte hier im spitzen Winkel nach links ab.


Wir überschreiten nun die Brücke und folgen der Markierung (gleichlaufend: Karasek-Ringweg). An der Lichtung ergibt sich ein schöner Ausblick nach Osten mit Neuwalde und den Windrädern auf dem Wacheberg.
Ein weiterer Dreieckerstein folgt bald am Wegesrand links von 1787. Er ist auch aus Granit und gibt uns folgende Grenzen an:

HR Herrschaft Rumburg nach SO: (Liechtenstein, unser Enklavengebiet Neuleutersdorf mit einstigem Hofebusch)

L    Niederleutersdorf/Neuwalde nach NO: (unser Enklavengebiet, Neuwalde unter Liechtenst. Untertänigkeit)

SR Stadt Rumburg nach West: (Gemeindebusch der Stadt Rumburg, getauschtes Waldstück von Neugersdorf, wurde später zum Streitobjekt)

 

Daneben steht eine Sandsteinsäule. Das ist ein Parzellenstein des Liechtensteinischen Besitzes. Hier wurde also eine der Unterteilungen unserer Enklave angezeigt.

 

                                

                                    

Etwa 100 Meter weiter steht am Abzweig rechts ein beschädigter Grenzstein aus Granit mit der Zahl 1787 und davor eine Basaltsäule. Diese Stelle ist in jedem Fall ein wichtiger Grenzpunkt seit 1579, denn Seifhennersdorfer, Neugersdorfer und Neuleutersdorfer Flur kommen hier zusammen.

Dabei begann Seifhennersdorfer Flur vor 1579 erst weiter unten (etwa bei der Mauer des heutigen KiEZ), denn der Grundherr der Herrschaft Tollenstein ließ damals vom Rumburger Gemeindebusch eine Ecke abtrennen, die der Seifhennersdorfer Pfarrer bekam („Hennersdofer Kirchenbusch“ in der Karte von 1810). Die Neugersdorfer Flur verkleinerte sich dadurch am Ende etwas.

Bald wird die alte Rumburger Straße gekreuzt (auch Radweg, Naturlehrpfad biegt rechts ab). Diese benutzten die Niederleutersdorfer und später die Neuleutersdorfer, wenn sie vom Meierhof (heute Meiereiweg) zum herrschaftlichen Amtssitz nach Rumburg wollten.

Am nächsten Wegweiser biegen wir nach links ab und erreichen bald das KiEZ Querxenland. Danach führt unser Weg am Waldbad Silberteich vorbei und hinunter nach Seifhennersdorf zum Bahnhof.

Die Oberlausitz wurde erst im 30-jährigen Krieg 1635 sächsisch (Prager Frieden) und gehörte bis dahin zu Böhmen. In einer Zeit häufiger Eigentums- bzw. Belehnungswechsel ging aber unsere böhmische Enklave nicht wie der Gersdorfer Wald an Sachsen über, sondern verblieb bei der böhmischen Krone. Dabei gehörte das Gebiet der Herrschaft Rumburg (ab 1681 Liechtensteinisches Fürstenhaus). Diese Familie lässt sich bis in das 12. Jahrhundert zurückverfolgen, ihr Name leitet sich von der Burg Liechtenstein bei Mödling am Rande von Wien ab. Sie waren in Niederösterreich ansässig und residierten auf Schloss Wilfersdorf im Weinviertel südlich der mährischen Grenze. Ihr umfangreicher Landbesitz war mosaikartig über Mitteleuropa verteilt. Unser Josephsdorf wurde nach einem Mitglied dieser Familie benannt, die 1608 (mit Karl als Regierendem) in den Fürstenstand, 1719 mit Anton Florian gar in den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Bis 1923 gehörte noch der Neugersdorfer Stadtwald der Herrschaft Liechtenstein und der letzte Besitz auf Niederleutersdorfer Flur wurde erst in dem Jahr von der Gemeinde Leutersdorf erworben. Der berühmte kleine Alpenstaat ist praktisch ein Rest des einstigen „Liechtensteinischen Imperiums“. Noch heute gibt es Verbindungen durch die Schützenvereine Neugersdorf und Liechtenstein.

Siehe auch: Gemeindeblatt Leutersdorf 3/2009 S.1, 4-5       Gemeindeblatt leutersdorf 4/2009 S.6-8

 

Strecke Dreieckerstein - KiEZ Querxenland (Wirtschaftseingang): 1,5 km

Text und Fotos: Dietmar Eichhorn, Wegewart und Gästeführer

aktualisiert: 1/ 2023