Zittau- Wernigerode / Oberlausitzer Bergweg
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Fernwanderweg Zittau-Wernigerode: Zittau - Hartau - Eichgraben - Oybin - Lückendorf - Hochwald - Jonsdorf - Weberberg - Großschönau - Hutberg - Weißer Stein (Karasekhöhle) - Spitzkunnersdorf - Großer Stein - Folge - Zeile - Sorge - Oberoderwitz - Eibau - Walddorf - Kottmar - Bieleboh - Kälbersteine - Valtenberg - Elbsandsteingebirge - Erzgebirge - Thüringer Wald (Rennsteig) - Mühlhausen - Wernigerode/ Harz
Kartengrundlage: Barfuß Verlag GmbH
Damit durchquert einer der längsten und ältesten Wanderwege Deutschlands unser Gebiet. Als Saar-Schlesienweg ab 1929 markiert , verlief er damals zunächst etwas nördlicher:
Kottmar - Herrnhut - Knorrberg - Kloster Marienthal - .... aber in den 30er Jahren wurde er dann über Leutersdorf, das Zittauer Gebirge und Zittau gelegt. Er verbindet heute die Bundesländer Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt und führt von Zittau bis nach Wernigerode im Harz.
Die Spitzkunnersdorfer Flur erreicht unser Fernweg, dessen Teilstück ab 1993 auch als "Oberlausitzer Bergweg" ausgewiesen wurde und seit dem erfolgreich touristisch vermarktet wird, von Süden her im Waldgebiet nördlich des Lindeberges. Dem aufgeschlossenen Wanderer wird nicht entgehen, dass er sich in einem naturgeschichtlich äußerst interessanten Terrain bewegt. Vorbei am Weißen Stein/ Karasekhöhle führend mit der Hinweistafel zur Geologie (Quarzgang + Quarzfelsen) und auch zum legendären Räuberhauptmann Karasek (Sage vom Schatz) gibt es hier eine Seltenheit: Es verlaufen nämlich 5 farbig markierte Wanderwege ein Stück gemeinsam. Das sieht man bald darauf noch deutlicher an der großen Wegekreuzung mit den vielen Wanderschildern und der Orientierungstafel.
Wir folgen geradeaus dem blauen Strich, der sofort wieder rechts abbiegt bis an der S135 ein weiterer Wegweiser erreicht wird. Unweit der Stelle, an der wir hier stehen, wurde früher Quarzkies abgebaut. Auch gegenüber der Straße, am Kiesberg, war ein solcher Steinbruch, der bis in die 60er Jahre betrieben wurde. Das Gestein benötigte man für den Wegebau des Ortes. Später entstand daraus eine Schutthalde. Die Gemeinde ließ die Fläche 2004 sanieren. Der rote Strich verlässt uns hier. Gemeinsam mit dem roten Punkt führt unser Weg scharf rechts die Pappelreihe hinunter nach Spizkunnersdorf, vorbei an dem 1880 gegründeten Textilbetrieb Wefa (Webfabrik), der nach 1990 schloss. Solche Betriebe, viele davon noch größer, waren neben der Metallverarbeitung und anderen Produktionen typisch für die dichtbesiedelte südliche Oberlausitz. Noch zu DDR-Zeiten waren sie überall zahlreich vorhanden. Die hiesigen Dörfer waren halt keine reinen Bauerndörfer, sondern meist Industriedörfer. Hier wird nun die örtliche Hauptstraße erreicht und es geht auf dieser links bergan. An der Kreuzung kann sich der Wanderer auf eine Einkehr im „Wilden Hirsch" freuen, falls ihn Hunger und Durst plagen (Mi.+Do. Ruhetag).
Danach überqueren wir die Straße und stehen vor einer Orientierungstafel. Links an der Bushaltestelle vorbei, nehmen wir dann den kombinierten Fuß- und Radweg etwa 250 m über die Kuppe Richtung Leutersdorf. Hier biegt unser Wanderweg nun gleich links ab, da wo der Wegweiser mit dem mundartlichen Sprüchlein steht, um bergan dem Großen Stein (471 m) zuzustreben. Der gelbe Strich hat sich als Gebietswanderweg noch hinzugesellt. Am Vorberg, dem Kahleberg, gibt es eine schöne Sitzgruppe, die zur Rast einlädt (Abstecher nach rechts).
Der Große Stein ist ein ganz besonderer Berg. Er wurde einst auch Kunnersdorfer Spitzberg genannt. Man spricht hier auch vom Goethekopf. Das bedeutet, dass durch eine bestimmte Gesteinsformation (tertiärer Phonolith in geneigter Plattenstruktur) tatsächlich am kleineren östlichen Fels das Gesichtsprofil des großen deutschen Dichters zu erkennen ist. Man hat diesen Eindruck aber nur, wenn man dem Bergpfad ab dem Wegweiser im Wald rechts steil bergan bis zur Tafel folgt und von da halb rechts nach oben blickt. Das grüne Schild weiter oben weist genau "zu Goethe". Der Dichter reiste 1790 durch die Oberlausitz, um Schlesien zu besuchen. Dabei bestieg er auch die Schneekoppe.
heißt es in Wanderers Nachtlied, das er in jungen Jahren an die Jagdhütte des Kickelhahnes geschrieben hatte (dazu Vortragsangebot unter Gästeführungen/ Reiseleitungen/ Vorträge).
Der Hauptgipfel ist dann linker Hand zu finden mit Gipfelkreuz, Oberlausitzfahne und einem Gipfelbuch. Nach vorsichtigem Aufstieg (Absturzgefahr!) wird man belohnt mit einem prächtigen Rundblick in unsere heimatliche Landschaft sowie in das benachbarte Nordböhmen. Im Nordosten, recht nah, ist der Oderwitzer Spitzberg zu sehen. Rechts davon zeigt sich der ebenfalls phonolithische Sonnenhübel, wiederum rechts daneben am Horizont sind die langgezogenen kristallinen Berge des Iser- und Riesengebirges zu erkennen. Im Südosten grüßen aus dem Böhmischen „Vater Jeschken" (Ještěd, CZ) hinter dem Zittauer Gebirge, im Südwesten der Tannenberg und im Nordwesten der Jüttelsberg. Im Norden dominiert der Kottmar. Eine komplette Aufzählung würde den Rahmen sprengen, man sollte selbst schauen! Der Grundstock unseres markanten Berges ist aus Basalt. Im Tertiär verzeichnete man hier in der südöstlichen Oberlausitz wie auch im benachbarten Nordböhmen eine rege Vulkantätigkeit. Dabei herrschten subtropische Klimaverhältnisse. Das Ergebnis waren ganz verschiedene Gesteine: Zunächst Tuffe (Gesteine, die aus Asche entstanden), Ölschiefer und Braunkohle als Sedimentgesteine. Zum anderen Basalte und Phonolith (Klingstein), die sich im Verlaufe des Tertiärs (älteste Formation der Erdneuzeit) dann vor etwa 28 Mio. Jahren über die schon vorhandenen kristallinen Granite/Granodiorite sowie die kaum älteren Sedimente als magmatische Ergüsse legten.
Die Gipfelregion verlassend, geht es an der Wegeteilung abwärts vorbei am „Lauscheblick" (Bank). Bald führt uns der Pfad aus dem Mischwald heraus.
Über Grünlandflächen (der Weg ist hier nicht so deutlich, wohl aber die Ausschilderung) erreichen wir mit der Emmabank einen schönen Aussichtspunkt, der sich hinter der Hecke befindet. Im Westen sind der Rauchberg und der Wolfsberg zu erkennen (beide in Tschechien). Nun geht es weiter hinab an einer Hecke entlang über eine kleine Brücke. Schließlich kommt man auf einen Plattenweg, der uns links zur Wegweisergabel führt. Bis zum Ortsteil Folge sind es nur wenige Schritte. Die Folge besteht erst seit 1780 und wurde 1956 nach Leutersdorf eingemeindet. Am alten Pascherwege von Josephsdorf nach Warnsdorf gelegen, gehörte sie vorher zu Seifhennersdorf. Die Bewohner waren hier aber wegen der Nähe immer mehr nach Leutersdorf orientiert, diesem Ort auch postalisch angeschlossen.
An der Zeile entlang, die die Ortsgrenze zwischen Leutersdorf (links) und Spitzkunnersdorf (rechts) bildet, geht es nun Richtung Nordosten. Schließlich wird die Verbindungsstraße Leutersdorf-Zittau überquert. Eine Rastmöglichkeit mit Imbiss besteht hier in der Landfleischerei Herzog (Mittagstisch Mo.- Fr., Sonnabend bis 12 Uhr geöffnet), wenige Meter nach rechts gehen).
Wir folgen unserem Hauptwanderweg (dem alten Pascherweg) schließlich weiter in Richtung Norden. Nach einem kurzen Schwenk nach rechts in die Obere Teile folgt bald ein solcher nach links (Feldweg). Wenn wir uns auf der Anhöhe umdrehen, erblicken wir nochmals zum Abschied den Großen Stein mit seinem Goethekopf. Die gesamte Flur hier ist geologisch gesehen eine Basaltdecke, die über dem viel älteren Granit liegt. Bald erreichen wir die kleine Raststelle mit Orientierungstafel. Von links kommt der gelbe Strich aus dem Steinbruch hinzu. Hier verlief übrigens auch die alte Grenze von 1635 bis 1849 (Böhmische Enklave Niederleutersdorf mit dem Ortsteilen Neuwalde, Josephsdorf und Neuleutersdorf). Seit 2013 ist eine Tafel angebracht, die uns die geschichtlichen Besonderheiten erläutert.
Wir wandern weiter nach Norden. Unmittelbar vor der nächsten kleinen Ansiedlung verlassen wir das ehemalige Enklavegebiet (Grenzstein links, Wappenzeichen rechts). Wir sind nun in der „Sorge“. Dieser Leutersdorfer Ortsteil liegt 372 m hoch. An der Wettin-Eiche von 1889 helfen uns mehrere Wanderschilder bei der Orientierung. Der gelbe Strich verlässt uns wieder, er führt am Reiterhof vorbei zum Oderwitzer Spitzberg. Die Pascherrunde hingegen zweigt hier nach links ab, denn sie sucht immer die Nähe der Enklavegrenze.
Das Eckhaus aber war bis 1945 die „Restauration zur Sorge“ von Alwin Schwarzbach („Zum Goldenen Euter“) mit sommerlichen Gartenbetrieb. (Heimatgeschichte Goldenes Euter)
Dann ist 100 m weiter unten auch schon Oderwitzer Ortsflur erreicht. Über die Bleichteiche geht es weiter, die ein Hinweis auf alte Textilerzeugungstraditionen sind, weil hier ganz früher das Leinengewebe gebleicht wurde. Später dienten die Teiche der Wasserversorgung für die Lautexwerke Leutersdorf. Unser Weg führt dann durch die Unterführung der Bahnstrecke Zittau-Dresden. 1879 wurde dieses letzte Teilstück fertig gestellt. Am Faktorenhof in Eibau besteht die nächste Einkehrmöglichkeit. Danach wird dann auch bald der Kottmar erreicht, der uns lange Zeit sein Antlitz grüßend entgegen hält.
Siehe auch: Gemeindeblatt Leutersdorf 4/2010 S.1, 6-7
Strecke Lindebergkreuzung - Bleichteiche: 8 km
Text, Kartenbearbeitung und Fotos: Dietmar Eichhorn, Wegewart und Gästeführer Leutersdorf,
Gemälde: Siegfried Neumann (†) Blick über die Sorge und Eibau zum Kottmar
Wegewart Spitzkunnersdorf: Siegfried Gröllich
aktualisiert: 2/ 2023
Und so ist unser Fernwanderweg im Vogtland bei Plauen beschildert: